Villa Roel ./. Ente Bagdad 8:3
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In den Hinterhöfen von La Paz - Das unvergessliche Hallen-Futsal-Spiel „Enten gegen Schulauswahl der Villa-Roel‟ auf dem Schulsportplatz
Schon das Betreten der Schulanlage war für unsere europäischen Verhältnisse etwas ungewöhnlich: Hinter hohen Mauern und einer unscheinbaren Eingangstür gelegen betraten die Enten die Welt einer bolivianischen Schule. Das Licht war spärlich (wahrscheinlich ein Trick der Gegner, um uns von Anfang an zu verunsichern) und die Wege zur „Arena‟ und zu den „Umkleidekabinen‟ nicht so ganz einfach zu finden. Aber unsere Gastgeber wiesen uns dann doch souverän den Weg zum Ziel.
Auf diesem überquerten wir eine Art „Betonschulhof mit zwei Toren und Basketballkörben‟, auf dem wohl die Schüler ihre Pausen verbrachten – dachten wir. Völlig falsch: Diese spärlich ausgeleuchtete Platte sollte die „Arena‟ für den abendlichen Hallenfußballkick werden!
Nachdem die Enten sich von den ersten Eindrücken erholt hatten betraten sie den Umkleideraum. An alles war gedacht worden: Stühle, Bänke und Tische – sogar eine Tafel zur Darstellung letzter taktischer Anweisungen waren vorhanden. Wir befanden uns in einem Klassenraum, wie er bei uns in den 1950er und 1960er Jahren in den Schulen anzutreffen war. Für viele Enten war dies ein kleiner Ausflug in die eigene schulische Vergangenheit, originell und eindrucksvoll. Nachdem die Türe des Umkleideraumes geschlossen worden und letzte taktische Anweisungen gegeben waren, liefen die Enten vorsichtig auf dem Beton auf.
Nach dem fantastischen 3:1 Erfolg im Anden-Höhenstadion hätten die Enten dieses Hallenfußballspiel eigentlich mit breiter Entenbrust beginnen können, doch die Einschüchterungsversuche der gegnerischen Schulmannschaft mit schummriger Beleuchtung und Einlaufen durch dunkle Gassen schienen ihre Wirkung nicht ganz verfehlt zu haben. Nach Überreichen der deutschen Nationalmannschaftstrikots an die Jungs und direkt nach dem Anstoß wirbelten und wuselten die zwischen 17 und 19 Jahre jungen Kicker der Schulmannschaft (also etwa 40 Jahre jünger als ihr Gegner – von Kondor-Klaus einmal abgesehen) durch und um die Beine der Enten. Die Abwehr und Uli im Tor hatten alle Füße und Hände voll zu tun, die ganz schnelle Führung der Schulkicker zu vermeiden.
Das ging mal gerade sieben Minuten gut: Nach dem knackigen 1:0 folgte dann – blöderweise durch ein Eigentor – das 2:0 für die Schulkicker. Diese bauten ihre Führung bis zur Halbzeit zu einer 4:0 Führung aus. Vereinzelte Entlastungsangriffe der Enten führten bis dahin noch nicht zum Torerfolg. Doch das sollte sich ändern!
In der Halbzeitpause erkannte der Coach, dass es so nicht weiter gehen kann. Das hat er zwar nicht gesagt, doch Enten haben ja von Natur aus einen guten Instinkt. Angefeuert durch die zahlreichen, vermutlich weiblichen, Fans (das war im Dunkeln nicht so einfach zu erkennen) besannen sich die Enten nach dem Wiederanpfiff auf ihre Kerntugenden wie Spaß und vielfach technische Kompetenz, und so gelang ihnen folgerichtig der Anschlusstreffer durch einen Distanzschuss von Matthias. Schüsse aus der zweiten Reihe schienen die technische Überlegenheit der Schulkicker ein wenig einzudämmen. So entwickelte sich eine spannende zweite Halbzeit, in der Lama-Stephan kurz vor Schluss seinen Einsatz mit dem Tor zum 3:8 Endstand krönte. Den Torschützen des zweiten Ententores in diesem Spiel konnte der Schreiber aufgrund der Dunkelheit auf dem Platz leider nicht erkennen. Alles in allem eine tolle Erinnerung an ein faires, abwechslungsreiches Spiel mit einer Platzatmosphäre, an die wir uns alle gerne erinnern werden.
Auf die Dusche nach dem Spiel wurde einheitlich verzichtet, denn die gab es im Klassen-Umkleideraum natürlich nicht, um dann direkt zu den Feierlichkeiten des Schulfestes in die Aula zu wechseln. Neben den Festreden – natürlich auch die des Coaches verbunden mit herzlichen Grüßen von Mainz 05, dem DFB und der deutschen Botschaft in Bolivien – wurden verschiedene südamerikanische Tänze (Eric wüsste jetzt bestimmt welche das waren!) auf der Bühne aufgeführt.
Schnell mischten sich die Tänzer und Tänzerinnen unter das Publikum, um mit ihren deutschen Gästen zu südamerikanischen Klängen zu tanzen. Diese tolle Stimmung steckte fast alle Gäste an: Wie schon im Fußballspiel gaben die Enten auch in dieser Disziplin alles, um auf der Bühne der Aula ein gutes Bild abzugeben. Das Tanzen bescherte einigen Entenspielern nun erst recht den Muskelkater. Beeindruckend waren für alle Enten die Freude und die herzliche Gastfreundschaft unserer bolivianischen Gastgeber. Ein seltenes und wertvolles Erlebnis.
Nach so viel Bewegung musste natürlich noch etwas für das leibliche Wohl getan werden. Auch hier waren unsere bolivianischen Gastgeber bestens vorbereitet: Sie luden uns ins Lehrerzimmer zu Wasser, Pepsi-Cola und einem Sandwich ein. Nahezu perfekt „parlierten‟ unsere Spanisch-Cracks (Eric, Klaus, Eva, Victor, ein wenig Katharina) mit den Lehrern (Professores) über verschiedenste Inhalte (der Schreiber hat leider nix davon verstanden), aber auch die übrigen Enten bemühten sich – wie immer auf dieser Reise –, mit Flügeln und Watschelfüßen die Kommunikation mit den Einheimischen zu ermöglichen. Das klappte ausnahmslos gut, und so ging gegen 23 Uhr ein erlebnisreicher, bunter Abend in den Hinterhöfen von La Paz zu Ende.
Unsere bolivianischen Gastgeber konnten sich einen kleinen Eindruck des Entenmottos „You’ll never watschel alone‟ machen. Wir hoffen, sie haben es genauso genossen wie wir. Einfach schön war es!
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