Projekttag ADS Hargesheim

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Schüler im Dialog mit Geflüchteten

(Mainz – Edgar L.) In Zeiten, in denen viele ohne persönlichen Bezug über Flüchtlinge sprechen, finden wir es begrüßenswert, dass die Alfred-Delp-Schule in Hargesheim den direkten Austausch zwischen Einheimischen und Geflüchteten sucht und fördert. Im Rahmen ihrer Projekttage zum Thema „Vielfalt“ zwischen dem 11. und dem 13. September 2019 besuchten uns am 13. September knapp 30 männliche Jugendliche (Klassenstufen 9 bis 13) mit ihren beiden Projektlehrern.

Wir trafen uns um 14 Uhr in der Pizzeria „Vis à Vis“ nahe der Entenarena. Der Termin begann mit einer Vorstellungsrunde der Vertreter des FC Ente Bagdad (Ronald, Edgar, Berthold, Saleh, Shahram und Basaeef) sowie des Schulprojektes durch die anwesenden Lehrer. Ronald erklärte, wofür der FC Ente Bagdad steht.

Anschließend berichteten Shahram und Saleh über ihre Fluchterfahrungen aus Afghanistan bzw. Syrien nach Deutschland. In der Folge konnten die Schüler Fragen stellen, was sie nach anfänglicher Zurückhaltung auch rege taten.

Beeindruckt waren sie vor allem, wie Saleh bei seinem steinigen Lebensweg seine positive Lebenseinstellung bewahrt. Als in Syrien geborener Flüchtling aus Palästina hat Saleh niemals seine Heimat besucht, wobei er die Hoffnung darauf nicht aufgibt. Als Staatenloser war er drei Monate auf Kirchenasyl angewiesen, und er sowie seine Familie konnten in dieser Zeit aus Angst vor Abschiebung die Kirche nicht verlassen.

Für hiesige Jugendliche ist ein Leben ohne Heimat oder eingesperrt kaum vorstellbar. Auch andere Fluchterlebnisse (Todesangst auf unsicheren Booten, Gefängnis, erfahrene Feindseligkeit) erklären, warum zahlreiche Geflüchtete traumatisiert sind. Die Erwartungshaltungen sind durch falsche Versprechungen von Schleppern oder der Überschätzung eigener Fähigkeiten teilweise auch überhöht.

Dabei ist das Ankommen in einem sprachlich sowie kulturell unbekannten Umfeld mit schwieriger Wohnsituation an sich natürlich schon nicht einfach. Wir konnten hier herausarbeiten, was wir bei Ente Bagdad zur Integration auf und neben dem Platz konkret leisten.

Es wurde auch über Herausforderungen wie Auswärtsfahrten, Emotionsausbrüche, Provokationen gesprochen. Schule und Ausbildung wurden ebenfalls angesprochen. Was Alltag, Verein und Schule anbetrifft, brachten die Schüler auch ihre eigenen Erfahrungen ein. So entstand nach und nach ein gleichberechtigter Austausch, bei dem sich Schüler und Enten gegenseitig Fragen stellten und beantworteten. Dieser Dialog darüber, was jeder Einzelne zur möglichst erfolgreichen Integration von Flüchtlingen tun kann, dauerte bis 15 Uhr.

Dann gingen wir gemeinsam zur Entenarena, wo ein Training inklusive Turnier mit unserer A-Jugend angesetzt war. Nach anstrengenden Übungen wurden drei gemischte Teams aus unserer A-Jugend und den Schülern gebildet, die im Modus „Jeder gegen Jeden“ gegeneinander spielten. In äußerst fairen und spannenden Spielen wurde miteinander gelaufen, gekämpft und kombiniert. Am Trainingsende klatschten sich alle fair miteinander ab, ohne dass die Herkunft irgendeine Rolle spielte.

Es war schön, mit anzusehen, wie diese positive gelebte Integrationserfahrung den Schülern Spaß gemacht hat und es auch noch nach dem Trainingsspiel zu kurzen Gesprächen gekommen ist. Wir freuen uns darüber, dass wir die Schüler anscheinend sowohl mental als auch emotional erreichen konnten und sind davon überzeugt, dass dieser Besuch nachwirkt.

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