Privater Spender besucht die Enten

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Für jedes Lebensjahr einen Euro – eine Geburtstagsspende

Im Rahmen des Spiels der Enten gegen ihre A-Jugend in der Entenarena überreichten wir Jochen Weicker aus Zornheim seine Spendenquittung und ein kleines Präsent. Natürlich wollten wir mehr über den edlen Spender wissen und befragten ihn ausführlich.

Hallo Jochen, erzählst du mal kurz ein bisschen was über dich, wo du herkommst, über deinen Hintergrund usw.?

Geboren bin ich in Stralsund an der Ostsee. 1958 sind meine Eltern mit mir und meinen Schwestern von der DDR weggegangen hierher in den Westen. In Flörsheim am Main war mein Vater Arzt, ist dann aber leider schon mit knapp 50 gestorben, und dann musste ich mich um mich selber kümmern. Bin dann vom Gymnasium runter und habe eine Banklehre gemacht und dann mein Leben lang als Banker gearbeitet.

So, und dann bist du nach Mainz gekommen und wohnst hier auch?

Nein, wir wohnen außerhalb von Mainz in den Weinbergen, in Zornheim.

Wie kamst du auf Ente Bagdad?

Ich habe mich immer interessiert für das, was mit Flüchtlingen passiert. Letztes Jahr habe ich über den Street Kick in Mainz von Ente Bagdad gehört. Es hat mir so gut gefallen, dass ich mir gesagt habe, das muss ich unterstützen. Ich habe mir vorgenommen, aus Anlass meines 75. Geburtstages jetzt im Januar 75 € an Ente Bagdad zu spenden.

Das war eine wunderbare Idee, an die du dich an deinem Geburtstag wieder erinnert hast?

Ja, ich hatte mir das schon im Sommer in meinen Kalender geschrieben für Januar. Als ich dann jetzt im Januar reingeschaut habe und dort Ente Bagdad 75 las habe ich erst überlegt, was das noch war. Meine liebe Freundin Mara Pfeiffer, die Wortpiratin, habe ich dann gefragt: „Du, kannst du dich erinnern, was mit Ente Bagdad war?“ Sie hat mir geantwortet: „Ja, da hast du versprochen, 75 € an deinem Geburtstag zu spenden.“ „Ah ja, jetzt hast du mich wieder auf den richtigen Trichter gebracht.“ Das habe ich dann natürlich sofort gemacht.

Dann hast du mit uns Kontakt aufgenommen?

Ja, über das Kontaktformular auf der Webseite. Anschließend habe ich mich mit dem selbsternannten Entencoach auf Lebenszeit und der Schatzmeisterin auch persönlich getroffen. Die haben sich so gefreut über meine Spende, dass sie mich spontan eingeladen haben, mal hierher in die Entenarena zu kommen. Sie meinten auch, dass am 9. Februar ein Derby Jung gegen Alt stattfinden soll, das sei doch eine gute Gelegenheit. Da war ich natürlich hoch erfreut und bin hier und heute direkt vor Ort.

Irgendwie eine klasse Geschichte. Du hast gesagt, du interessierst dich für das Flüchtlingsthema. Wie darf ich das verstehen?

Während der großen Flüchtlingswelle 2015 haben meine Freunde vom Fanclub MAINZ 05 – LIEBE LEBEN LEIDENSCHAFT und ich viele Sachen gesammelt, Kleidungsstücke und Decken und so weiter. Die haben wir zum Layenhof gebracht, wo ein Containerdorf für die Flüchtlinge eingerichtet worden war. Dort habe ich einen gerade angekommenen Flüchtling getroffen, der kein Wort Deutsch konnte, aber mich anschaute, mir die Hand drückte und sagte: „Danke, Deutsch!“ Von diesem Moment an habe ich mich entschlossen, diesen Mann zu begleiten, durch die vielen Behördengänge und was so alles notwendig ist. Das war 2015. Jetzt haben wir 2019, also seit dreieinviertel Jahren betreue ich ihn, habe die Familie zusammen geführt, seine Frau und seine Tochter aus dem Zeltflüchtlingslager in der Türkei hierher geholt. Der Syrer hat inzwischen sehr gut Deutsch gelernt, eine Busfahrer-Ausbildung gemacht und ist jetzt seit November fest als Busfahrer angestellt bei der Mainzer Mobilität. Hier kann ich, glaube ich, sagen: Gemeinsam haben wir eine gute Integrationsarbeit geschafft.

Das ist ja eine ganz außergewöhnliche Geschichte. Bist du der einzige in eurem Fanclub, der sowas macht?

Bei der Betreuung eines Flüchtlings oder von Flüchtlingen bin ich der einzige, aber wir als Fanclub haben uns insgesamt sehr darum gekümmert, was die Flüchtlingsarbeit anbelangt und viele Dinge gemeinsam umgesetzt.

Dann nochmals vielen herzlichen Dank, auch für die Spende. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Meines Wissens bist du der erste Privatspender, hast insofern eine ganze besondere Stellung und wir würden uns freuen, dich öfter bei uns zu sehen.

Das wird bestimmt passieren, weil es mich sehr interessiert und auch sehr freut, was Ente Bagdad in den jetzt bald 50 Jahren so macht – also nicht nur fußballerisch. Wie ihr euch um Flüchtlinge kümmert und sie betreut, das finde ich ganz großartig. Auch deswegen werde ich mich zukünftig bei Ente Bagdad sehen lassen und ich verspreche auch, dass das nicht die letzte private Spende gewesen sein soll.

Oh, also ist noch steigerungsfähig? –Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.

 

Nachtrag: Die Wortpiratin hat einen sehr schönen Bericht auf ihrem Blog veröffentlicht. Danke Mara.

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