Makkabi Frankfurt ./. Ente Bagdad 2:8
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Zehn Tore, wärmender Tee und feine Begegnungen – Der FC Ente Bagdad unterliegt Makkabi Frankfurt mit 2:8
Es war einer dieser Herbsttage, an dem man froh sein konnte, dass zur kalten, feuchten Luft nicht auch noch ein eisiger Wind übers Land und durch die Gassen fegte. Im Gegenteil: An diesem Abend präsentierte sich das in einer kleinen Senke liegende Sportgelände im Frankfurter Stadtteil Bonames still und ruhig. Der Herbstnebel entwich langsam dem kühlen Boden, und zur Perfektion der Idylle thronte über allem ein kräftiger Vollmond. Matthias Claudius hätte in so einem Ambiente die Inspiration für sein Abendlied finden können:
Ganz wunderbar war auch das Zusammenkommen der beiden Fußballmannschaften vom FC Ente Bagdad aus Mainz und dem TuS Makkabi Frankfurt. Der jüdisch geprägte Verein aus dem Norden Frankfurts traf auf die Multi-Kulti-Truppe von der Main-Mündung, in der an diesem Abend Belgier, Syrer, Afghanen, Kolumbianer und auch ein paar Deutsche kickten. Der Empfang war herzlich, mit freundlichen Menschen und wärmendem Tee.
In Gedanken war das Team zudem beim kürzlich verstorbenen Paco, für den beide Mannschaften zu Spielbeginn eine Gedenkminute einlegten. Ein von Harmonie geprägtes Treffen, oder um noch einmal Matthias Claudius zu bemühen:
Verschlafen haben die mit Trauerflor spielenden Enten dann auch den Start in das sportliche Kräftemessen: Es waren gerade einmal zehn Minuten gespielt, da führte der TuS Makkabi bereits mit 2:0, und schon kurze Zeit später in der 20. Minute fiel das 3:0 nach einem schönen Alleingang des Makkabi-Spielmachers, bei dem die Defensivabteilung ehrfurchtsvoll Spalier stand, so dass ein strammer Schuss aus 20 Metern wunderbar und ungebremst im Eck des Ententors einschlagen konnte.
Doch die Enten kämpften sich in das Spiel zurück, ein Doppelschlag nach etwa einer halben Stunde mit Toren von Mario und Tilo ließen die Mannschaft auf 2:3 herankommen. Die Hoffnung auf Besserung in der zweiten Halbzeit war da, zumal ein paar weitere Chancen nur deshalb nicht zu Ententoren wurden, weil im Makkabi-Tor ein überragend agierender Schlussmann stand. So konnte man sich in der Halbzeitpause getrost der Idylle des Ortes widmen und über das eine oder andere sinnieren, was in der zweiten Halbzeit besser zu machen sei.
Was die Zuschauer – darunter eine Reporterin und ein Fotograf der FAZ – in der zweiten Halbzeit zu sehen bekamen, war aus Entensicht nur begrenzt rund und schön. Bedingt durch zahlreiche Wechsel geriet der Entenmotor mächtig ins Stottern, die eh nur begrenzte Struktur des Entenspiels verlor zunehmend an Kontur, so dass es den Makkabi-Kickern im Abschnitt Zwei gelang, die Kugel noch fünf weitere Male im Entenkasten zu versenken.
Damit war es dann auch gut, und die Enten verloren dieses Gastspiel in Bonames sicher um drei bis vier Tore zu hoch – zur Halbzeit hatte das Mainzer Multi-Kulti-Team sicher noch von einem besseren Ende geträumt.
Näher gekommen ist man an diesem Abend jedoch auf jeden Fall dem Ziel der Völkerverständigung – denn nach dem Schlusspfiff war noch längst nicht Schluss. In der Kabine gab es nicht nur feine Backwaren, sondern auch feine Begegnungen zwischen Juden, Muslimen und Christen. Am Ende des regen Gedankenaustauschs stand die Einladung des Enten-Präsidenten Ronald Uhlich zum Rückspiel am „Erinnerungstag im deutschen Fußball“, dem 27. Januar, in die Enten-Arena in Mainz-Bretzenheim. Ein denkwürdiges Datum, wurden doch am 27.01. vor 73 Jahren die Gefangenen im Konzentrationslager Ausschwitz von der russischen Armee befreit. Der FC Ente Bagdad möchte damit zusammen mit dem TuS Makkabi Frankfurt wie schon an diesem Montag im November erneut ein wichtiges Zeichen gegen den erschreckender Weise wieder aufkommenden Nationalismus setzen.
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