Jüdische Schicksale in Sport und Vereinen, Fußball in der Nazi-Zeit

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Mahnen und Werben um Toleranz bei Mainzer Gedenkveranstaltung

Die AZ Mainz widmet unseren Aktionen und Veranstaltungen zum Erinnerungstag im deutschen Fußball einen Artikel:

Jüdische Schicksale in Sport und Vereinen, Fußball in der Nazi-Zeit: Mahnen und Werben um Toleranz bei Mainzer Gedenkveranstaltung

MAINZ - Im Rahmen des Erinnerungstags im deutschen Fußball wurde der Juden gedacht, die den Fußballsport bis in die Nazi-Zeit mitgeprägt haben. Nicht zuletzt auch in Mainz, wo Eugen Salomon erster Präsident der 05er war, ehe er 1942 von den Nazis ermordet wurde.

Nachdem vorm letzten Heimspiel gegen Stuttgart im Stadion der Erinnerungstag begangen worden war, veranstaltete nun der „FC Ente Bagdad“ in Kooperation mit dem Programm „Integration durch Sport“ des Landessportbundes und Mainz 05 im Haus am Dom einen Abend unter dem Motto „Nie wieder – Für Erinnerung und Vielfalt“.

Die Juden seien in Mainz sehr gut integriert und in vielen Vereinen engagiert gewesen, erläuterte die Historikerin Hedwig Brüchert, die an der Aufarbeitung der Geschichte um Eugen Salomon entscheidend beteiligt war.

Der ehemalige Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Johannes Gerster, erinnerte in seinem Beitrag an die tiefe Verwurzelung der jüdischen Kultur in den Schum-Städten Mainz, Worms und Speyer. Für ihn ist es daher „kein Wunder, dass ein Jude Mitbegründer von Mainz 05 ist“, sagte er.

Gerster: NS-Vergangenheit im Sport aufarbeiten

Die Nazis hätten den Sport und die Kultur für ihre Zwecke instrumentiert, so Gerster. Er hob die große Bedeutung von Gedenkveranstaltungen und der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit im Sport hervor: „Wir haben in Europa allen Grund dazu.“

Ein wichtiger Punkt der Veranstaltung war die Vorführung des Films „Liga Terezin“, der weltweit erst vier Mal gezeigt wurde. Der Film dreht sich um das KZ Theresienstadt in der besetzten Tschechoslowakei, das von den Nazis in vielen Propaganda-Filmen und -berichten als „Vorzeige-Lager“ dargestellt wurde, in dem in Wahrheit aber über 33 000 aufgrund der furchtbaren Lebensumstände starben, weitere 90 000 von dort aus in Vernichtungslager deportiert wurden.

Die Dokumentation basiert auf Fragmenten eines Propagandafilms der Nazis, die der Israeli Oded Breda zusammengesammelt hat, um die Geschichte seines Onkels Pavel zu rekonstruieren. Der Propagandafilm sollte kulturelle Vielfalt im Konzentrationslager Theresienstadt suggerieren, in dem es sogar eine eigene Fußballiga gab. In dieser war auch Pavwl Breda aktiv. Die Aufnahmen zeigen unter anderem Fußballspiele im Kasernenhof des Lagers und waren Grundlage für die filmische Aufarbeitung der Situation in dem Lager um das Jahr 1944 herum. Oded Breda freute sich über das Interesse an seinem Projekt. Nach Mainz wird der Film an einer Top-Adresse des internationalen Fußballs gezeigt, beim FC Chelsea in London, der Breda eingeladen hat.

Dokumente belegen die Organisation des Spielbetriebs in zwei Ligen und einem Pokalwettbewerb in Theresienstadt. Ehemalige Profis und sogar Nationalspieler waren unter den gefangenen Sportlern, die nach Berufsgruppen in Teams eingeteilt waren, hat der Sporthistoriker Stefan Zwicker herausgefunden. Zeitzeugen hätten davon berichtet, dass sie sich beim Sport „wieder als Menschen fühlen konnten“, sagte er in einer Gesprächsrunde unter der Moderation von ZDF-Sportreporter Norbert König.

Serge Salomon, der Enkel von 05-Mitbegründer Eugen Salomon, war auch Gast der Veranstaltung und zeigte sich beeindruckt und tief berührt von den Gesprächen. Die Aufarbeitung der Geschichte seines Großvaters habe sein Leben „ein stückweit verändert“, sagte er und dankte den Historikern für die geleistete Arbeit.

Auch der neue 05-Präsident Stefan Hofmann hat den Abend vor Ort mitverfolgt: „Wir sind alle aufgerufen, dass so etwas nie wieder passiert“, sagte er. Hofmann sieht es daher als Aufgabe des gesamten Vereins, „Werte wie Respekt und Fairplay in den Sport zu transportieren“.

Der Originalartikel von Maximilian Brock kann an dieser Stelle eingesehen werden.

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