Erste Weihnachtsfeier 2022

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Enten führen ukrainische Kinder und afghanische Jugendliche „auf’s Glatteis“

(Mainz – eig. Bericht) Sonntagnachmittag, 16 Uhr: Die etwa 70-köpfige Entenschar versammelte sich vor der Eishalle am Mainzer Bruchweg. Der FC Ente Bagdad hatte seine Schützlinge zum Jahresabschluss und als klimatischen Kontrapunkt zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zum Eislaufen eingeladen.

Ukrainische Kinder in Begleitung ihrer Mütter, Großmütter und auch einiger Väter sowie ein halbes Dutzend afghanischer jugendlicher Geflüchteter warteten frierend auf Einlass. Nachdem der gewährt worden war, dauerte es noch eine geschlagene Dreiviertelstunde, bis alle ihre Schlittschuhe ausgeliehen und an den Füßen hatten. Die Ersten hatten schon ein paar Runden auf dem Eis gedreht bevor die Letzten wacklig ihre ersten Gleitversuche unternehmen konnten.

Eine echte Gaudi war das. Und eine internationale dazu, halfen doch ukrainische Mädchen und Frauen den Afghanen mit vereinten Kräften, auf dem glatten Untergrund zurecht zu kommen und aufrecht zu bleiben. Gelungen ist das nicht immer, denn viele verbrachten einen Großteil der Zeit mehr sitzend auf dem Eis als fahrend.

Auch bei den ukrainischen Kindern und deren Mütter war das Eisprinzessinnenpotenzial sehr unterschiedlich verteilt. Schwebten einige geradezu über das Eis, brauchten andere irgendetwas zum Festhalten: einen Pinguin, einen Pylonen oder die nächste greifbare Person.

Wie auch immer: Der Spaß und die Freude an dieser Abwechslung war vielen deutlich ins Gesicht geschrieben, was der Enten-Coach, seine Frau Rita und Kindertrainer Wurzel von ihrer überhöhten Position an der Bande zufrieden zur Kenntnis nahmen. Viele Fotos und Videos wurden gemacht und direkt in die Heimat geschickt.

Als dann der Weihnachtsmann auf Kufen angerauscht kam, waren die Kinder nicht mehr zu halten. Sie umringten ihn wohl in der Erwartung eines Sackes voller Geschenke – aber so weit war es noch nicht. Erst bestand der Enten-Coach noch auf dem obligatorischen Gruppenfoto. Es vergingen jedoch noch ein paar Minuten, bis etwas Ordnung in die wimmelnde Menge gebracht werden konnte und sich auch die letzten, teils auf allen Vieren, dazu gesellt hatten.

Ein echter ukrainischer Weihnachtsmann kam aber dann doch noch. Als sich die gesamte Truppe im Bistro der Eishalle schon mit Getränken versorgt hatte und hungrig auf die Pizza wartete, stand er plötzlich im Raum und hielt seine Ansprache auf Ukrainisch. Zunächst große Stille, dann aber laute Rufe der Begeisterung allenthalben, denn dieser Weihnachtsmann hatte nun wirklich Geschenke mitgebracht. Und zwar einige Säcke voll.

Die zahlreichen Kinderhände, die sich ihm entgegenstreckten, rissen im die Geschenktüten fast aus der Hand. Mit glänzenden Augen und freudigem Lächeln präsentierten die Kinder ihren Müttern ihre Beute. Natürlich wurden auch die jungen Afghanen vom ukrainischen Weihnachtsmann beschenkt, und auch für die Mütter und Großmütter der Kinder waren noch Geschenke da. Große Freude und ausgelassene Stimmung verbreitete sich im Raum. In Anbetracht der Situation, in der sich diese Menschen befinden, konnte einem bei diesem Anblick das Herz aufgehen.

Vom Enten-Coach Ronald himself wurden dann noch die drei Trainer besonders geehrt: Andrew (Ukraine), Basaeef (Syrien) und Wurzel (Deutschland). Die Anerkennung ihrer Arbeit wurde von tosendem Applaus begleitet. Und natürlich durften auch unsere beiden Sprachmittlerinnen Ilona und Maryna nicht leer ausgehen. Ihre bei aller Aufregung im Auto vergessenen Blumensträuße hatte Le Maître noch im Spurt holen müssen, während Le Coach seine Ansprache zur Überbrückung der Zeit eloquent verlängerte. Ob das überhaupt jemand gemerkt hat ist nicht überliefert.

Zum Schluss griff sich Ilona das Mikrofon. Ihr war es ein Anliegen, die Leute über die Enten und deren Geschichte aufzuklären sowie über die mit großem Herzen geleistete intensive Arbeit für die Geflüchteten zu berichten. Da blieb die eine oder andere Träne der Rührung und Dankbarkeit nicht aus.

Aber die Fröhlichkeit kam dann doch sogleich wieder zum Ausdruck: Die ukrainischen Kinder stimmten im Chor Weihnachtslieder aus ihrer Heimat an – und der gesamte Saal sang mit. Der kleine Matteo brachte die Stimmung auf den Punkt: Er sang eigens für Ronald und Stefan „Lasst uns froh und munter sein“ – ein deutsches Weihnachtslied! Kommentar überflüssig.

Als dann endlich die Pizzen aus der Küche angeflogen kamen widmeten sich die hungrigen Mäuler den irdischen Genüssen und ließen es sich schmecken. Das fröhliche Enten-Geschnatter in vielen Sprachen nahm dabei allerdings kein Ende. Es wurde noch viel erzählt und gelacht, bevor sich die ersten Gäste gegen 21 Uhr auf den Heimweg machen mussten.

Unser Fazit: Es erfüllt uns bei aller Demut mit Freude, diesen Menschen einen schönen Nachmittag und Abend bereitet und ihnen ein wenig Wärme und Heiterkeit gegeben zu haben.

You’ll never watschel alone!

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