Erinnerungstag im deutschen Fußball – Stadionaktion

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Aktion „Gemeinsam für Erinnerung und Vielfalt“ zum Heimspiel der 05er gegen den VfB Stuttgart

Der 1. FSV Mainz 05, der VfB Stuttgart und der FC Ente Bagdad erinnerten an die unter dem Naziregime verfolgten und ermordeten Menschen. Im Rahmen des „Erinnerungstages im deutschen Fußball“ wurde der Spieler und Funktionäre gedacht, die wegen ihres Glaubens, ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer Hautfarbe von den Vereinen ausgeschlossen worden waren und in den meisten Fällen später ihr Leben verloren.

In der Mainzer OPEL ARENA lief ein kurzer Einspieler mit Aussagen einiger Spieler sowie der gesamten Mannschaft im Sinne von „!Nie Wieder – Gemeinsam für Erinnerung und Vielfalt“ – dem Motto des Tages.

Zuvor war auf der Video Wall der Hinweis auf unsere Abendveranstaltung am kommenden Samstag gezeigt worden (zu sehen in der Bildergalerie unten und links oben), inklusive begleitender Worte durch den Stadionsprecher Klaus Hafner.

Außerdem wurden vor Anpfiff des Spiels die folgenden Ansprachen gehalten:

Stadionsprecher Mainz 05 (Klaus Hafner)

Am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz durch die Rote Armee befreit.

Seit sich vor 14 Jahren das Bündnis „Nie wieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball“ gründete, wird in deutschen Stadien immer im Januar der Opfer der NS-Zeit gedacht und zeitgleich für einen Fußball ohne Diskriminierung geworben.

Wie notwendig das ist, haben auch die Ereignisse beim Spiel Hannover 96 – Mainz 05 letzte Woche gezeigt.

In diesem Sinne werden nun Stefan Heim, Finanzvorstand des VFB Stuttgart, Alon Meyer, Vorsitzender von Makkabi Deutschland, dem Dachverband der deutsch-jüdischen Sportverbände in Deutschland sowie Detlev Höhne, Aufsichtsratsvorsitzender Mainz 05, ein paar Worte an Euch richten.

Zuvor möchte ich aber ganz herzlich Serge Salomon, Enkel unseres ehemaligen Vorsitzenden Eugen Salomon, begrüßen.

Vertreter VfB Stuttgart (Stefan Heim)

Dem VfB Stuttgart ist es ein großes Bedürfnis, an die damaligen Ereignisse zu erinnern.

Auch der VfB ordnete sich bedauerlicher Weise den Zielen des totalitären Regimes unter. So wurden 1934 durch die Übernahme des Arierparagraphen in die Vereinssatzung die jüdischen Mitglieder aus dem Verein ausgeschlossen.

Diese Zeiten sind längst vorbei und dürfen sich nie wieder wiederholen. Der beste Schutz hierfür ist, gegen das Vergessen und Bagatellisieren anzukämpfen. Das sind wir nicht nur unseren damaligen Mitgliedern schuldig.

Der VfB wird deshalb seine Rolle in dieser Zeit weiter aufarbeiten und sich jeglichen gesellschaftlichen Strömungen, die die Menschenrechte missachten, entgegenstellen. Der Fußball bildet mit Aktionen wie heute einen geeigneten Rahmen.

Vertreter Makkabi Deutschland (Alon Meyer)

Liebe Freundinnen und Freunde des Fußballs, Makkabi Deutschland ist der einzige jüdische Turn- und Sportverband Deutschlands und vertritt 37 jüdische Ortsvereine.

Wir bedauern zutiefst das Schicksal unserer Glaubensgenossen in den deutschen Fußballvereinen und begrüßen das Engagement des deutschen Fußballs, besonders der Vereine Mainz 05 und VfB Stuttgart, sich der Vergangenheit zu stellen. 

Wir denken, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit eine große Stärke Deutschlands ist und ein essentieller Baustein zur Vermeidung ihrer Wiederholung.

Lassen Sie uns diese Stärke, die auch ein Zeichen der Größe ist, nicht von ein paar „ewig Gestrigen“ nehmen und gemeinsam auf eine Zukunft ohne jegliche Diskriminierung und Antisemitismus hinwirken.

Wir danken beiden Vereinen, ihren Fangruppen und nicht zuletzt den Hobbykickern von „Ente Bagdad“, die sich für den Gedenktag engagieren.

Vertreter Mainz 05 (Detlev Höhne)

Auch Mainz 05 konnte sich dem Druck der Nationalsozialisten nicht entziehen. Schon 1933 beschloss man, die jüdischen Vereinsmitglieder auszuschließen. Der Mitbegründer von Mainz 05 und dessen erster Vorsitzender, Eugen Salomon, wurde 1942 von den Nazis in Auschwitz ermordet.

Damit solche Dinge nie wieder geschehen, wenden sich unsere Vereine gegen alle, die den Fußball mit antisemitischen und rassistischen Parolen und Aktionen vergiften.

„Nie wieder“ heißt heute, die kulturelle und demokratische Vielfalt des Fußballs und der Gesellschaft als ein hohes Gut zu begreifen und zu schützen.

Bitte bekräftigen und unterstützen Sie das „Nie wieder“ der Fußballfamilie mit Ihrem Beifall.

 

[Text Dr. Elmar Rettinger und Dr. Uli Rüther unter Verwendung einer Textvorlage der Initiative !NieWieder – Erinnerungstag im Deutschen Fußball]

 

Das große rote Banner mit der Aufschrift „Gemeinsam für Erinnerung & Vielfalt“ wurde im Anschluss durch das Stadion getragen – von Mainz 05-Fans und jungen Geflüchteten des FC Ente Bagdad.

Ein außergewöhnliches Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus – für Respekt und Toleranz, über das Makkabi Deutschland auch auf seiner Webseite berichtet.

Foto von der Ansprache mit dem Banner im Hintergrund auf dem Spielfeld vor dem Anpfiff © FSV Mainz 05.

Die Mainzer Ultra-Szene hatte passend zum Thema sowie in Ablehnung der Vorfälle beim Spiel in Hannover, wo zwei Mainzer Spieler am vergangenen Wochenende rassistisch beschimpft worden waren, große Spruchbänder aufgezogen, die in der Bildergalerie unten (© www.rheinhessen-on-tour.de) zu sehen sind.

Von Makkabi Deutschland erhielten wir die Aufnahme der drei Redner Alon Meyer, Stefan Helm und Detlev Höhne (v.l.)

Im Stadionheft zum Heimspiel war ein dreiseitiger Artikel zu dem Thema des Tages veröffentlicht, ebenfalls unten zu sehen.

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