Enten in Lüneburg

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Was Sie hier sehen, ist möglicherweise die Antizipierung für das, was später kommt. (Wilfried Mohren)

Reisebericht von Stefan Z.

An einem schönen Freitagmorgen machte sich am Meenzer Südbahnhof das Entenaufgebot auf die Reise in den hohen Norden: Der 9er-Mannschaftsbus (in ihm fünf hochmotivierte Zwerchtathleten), zuverlässig gesteuert von Ralf, dem versierten Kapitän der Autobahnen und Landstraßen, sowie der VIP-Shuttle, gesteuert vom Coach persönlich mit verdienten Alt-Internationalen (Hessen, Frankreich, Bolivien); zwei weitere PKW machten sich gesondert auf den Weg. Nach weitgehend staufreier Reise (bis auf die letzte Etappe hinter Braunschweig, ein Highlight war die Pause auf der Raststätte „Pfefferhöhe” mit einem supergruseligen Motel, in das sich aber keiner wagte) erreichte man Lüneburg, mit dem zentral gelegenen und gemütlichen, mit steilen Treppen (Training!) ausgestatteten Hotel. 

Am Abend gab es ein frohes Beisammensein im traditionsreichen Brauhaus „Zur Krone”. Allerdings gibt es von ehemals 80 Brauereien in der Stadt heute keine wirkliche mehr, die verköstigten „Lüneburger” und „Moravia” Pils werden mittlerweile bei Holsten in Hamburg gebraut. Manch einer probierte die regionale Spezialität „Labskaus”, womit, was nicht jeder weiß, eine Verbindung zu unserem Liverpool-Trip 2012 hergestellt wurde – ist der Spitzname der „scousers” doch von diesem – etwas dubiosen – Seemannsgericht hergeleitet. 

Samstag Vormittag folgte bei strahlendem Sonnenschein eine ausführliche, kompetent und kurzweilig durchgeführte Stadtführung. Lüneburg als Hansestadt hatte im Mittelalter und der frühen Neuzeit durch herrscherliche Privilegien de facto ein Monopol auf Salzabbau und -export im norddeutschen Raum – in einer Zeit, als Salz beinahe mit Gold aufgewogen wurde, ein einträgliches Geschäft. Im Stadtbild, das wegen der späteren Entwicklung (gewisser Bedeutungsverlust in späteren Epochen – daher keine größeren Neubauten – und keine Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg) weitestgehend erhaltend geblieben ist, spiegelt sich diese Geschichte eindrucksvoll wider.

Nachmittags war Zeit für das sportliche Highlight, auf der schönen, britisch anmutenden Anlage des VfL Lüneburg, wo die Enten gegen die AH des dortigen Klubs antraten. Nach einem souveränen 5:1 Sieg der Enten (unter zur Halbzeit einsetzendem Dauerregen) und einer kleinen Feier im Vereinsheim mit den Lüneburger Sportsfreunden begab man sich zurück in die Innenstadt zu einem verdienten Abendessen im Lüneburger Ausgehbezirk am „Alten Hafen”.

Der Sonntag stand wieder im Zeichen der Kultur. Nach dem Frühstück bestieg man den ca. 60 m hohen Wasserturm, ein Gründerzeitdenkmal, in das man in jüngerer Zeit einen Fahrstuhl eingebaut hatte, der an jenem Tag allerdings defekt war – also war weiteres Auslaufen angesagt. Danach eine Jazzmatinee im zweiten Stock des Turms mit einem super (traditionell) aufspielenden Quartett. Nach einem Snack am Mannschaftsbus begaben sich die verschiedenen Entenfahrzeuge in Richtung Heimat. Trotz Rückreiseverkehr war die Fahrt besser als befürchtet, nicht staufrei, aber weitgehend problemlos. Plusminus 20 Uhr war man wieder im Rhein-Main-Gebiet.

Den Organisatoren (Jan, jetzt mit Frau Anna und Tochter Lea in Lüneburg ansässig, Christian H. und Ronald) sowie allen Chauffeuren sei kräftiges Lob und Dank für die schöne Fahrt ausgesprochen!

 

Reiseeindrücke, geschildert von Christian H.

Lüneburg - auf den Spuren der Hanse

Enten entdecken die Perle des Nordens – ganz ohne rote Rosen

Jeden Tag am frühen Nachmittag, so kurz nach 14.00 Uhr, verfolgen Millionen Deutsche die Leben kleiner Unternehmerfamilien im hohen Norden. In Lüneburg, der sympathischen Hansestadt am Ufer der Ilmenau, nicht weit entfernt im Südosten Hamburgs, spielt – seit 2006! – die Telenova „Rote Rosen“; wirklich jeden Tag. Der 75.000-Einwohner-Stadt hat diese Dauerwerbesendung zu unverhoffter Bekanntheit verholfen. Die Besucherzahlen schossen um 30 Prozent in die Höhe.

Zu neuen Fans der Hansestadt am Rande der Lüneburger Heide gehören seit kurzem auch 17 Enten aus dem Südwesten der Republik. Mit ihren blechernen Kutschen machte sich die Entenschar eines Freitags Morgen auf den Weg in den Nordosten Niedersachsens, um gut zu speisen, über Backsteingotik und Renaissance-Bauten zu staunen, alten Handwerkermeistern bei der Arbeit zuzusehen, und selbstverständlich die Fußballschuhe zu schnüren.

Nachdem die Enten ihre Herberge am zentralen Platze „Am Sande“ belegt hatten, lockten sommerliche Temperaturen und zahlreiche Straßencafés zu einem ersten Eis, einem schmackhaften Kaffee oder einem kühlen Bier. Am Abend testeten die Enten im Gasthaus „Zur Krone“ nordische Spezialitäten, wie Labskaus, Hamburger Pannfisch, oder auch Hermann-Löns-Kartoffelschnaps. Ein historisches Moravia tat neben dem einen oder anderen „Lüpi“ das Übrige zur guten Laune.

Mit einem kräftigen Frühstücksbuffet im Garten des Hotels „Stadthaus“ begann der Samstag, gefolgt von einem etwa zweistündigen Rundgang durch das historische Lüneburg. Gut erhaltene Herrschaftshäuser – gebaut mit dem Reichtum des Salzmonopols – strahlten ebenso Glanz aus wie die Fachwerkhäuser in der Lüneburger Altstadt. Dort konnten die Enten dann live erleben, wie im Mittelalter Schwerter geschmiedet und Trachten geflochten wurden. Auch gab es Met und Hanfbackwaren. Der Rundgang führte zu den Stätten des Salzabbaus, entlang des riesigen Rathauskomplexes, vorbei am Heinrich-Heine-Haus und weiter bis zum Hafen am Stint mit seinem historischen Lastenkran.

Schließlich stand das Kräftemessen mit der AH des VFL Lüneburg auf dem Programm. Die Enten erspielten sich einen hoch verdienten 5:1 Auswärtssieg, der ihnen doch arg leicht gemacht wurde – trotz kräftiger Gegenwehr der VfL-Abwehr, die nahezu komplett aus Enten bestand. Im Anschluss gab es – im nun einsetzenden Regen – noch ein Bierchen im Vereinsheim, bevor es auf den Stint zum Kneipenviertel der Stadt ging. Dort schmiegt sich Wirtshaus an Wirtshaus, und wohl nicht ohne Grund sprechen die Einheimischen davon, dass Lüneburg nach Madrid die größte Kneipendichte Europas besitzen würde.

Der Sonntag schließlich wartete mit einem weiteren Highlight auf die Enten. Vom vor gut einhundert Jahren gebauten Wasserturm der Stadt bieten sich nicht nur grandiose Ausblicke über die Stadt, sondern er beherbergt auch einen kleinen Saal für Musikkonzerte, die dort immer am ersten Sonntag im Monat stattfinden. So auch an diesem Tage, als die vier Jazzmusiker der Band „Mockingbirds“ den rund 50 Besuchern mit Dixie, Soul und Blues einheizten. Musikalischer Höhepunkt war sicher der spontane Auftritt der Ehefrau des Posaunisten, die – mit der Plastiktüte in der Hand – ein grandioses Blues-Gospel-Lied vortrug; und genauso geschwind wieder verschwand wie sie erschienen war.

Alles in Allem wieder ein echtes Enten-Highlight in der Serie der Kultur-Kick-Reisen, das mit Sicherheit ein oder zwei Tage mehr in der schönen Hansestadt hätte andauern dürfen. Besonders schön war zudem, dass auch fünf Enten aus der Zwerchallee dank der Unterstützung der Enten und der Genehmigung der Behörden diese Perle des Nordens kennenlernen durften. Und wer weiß? –Vielleicht verbringt der eine oder andere der Daheimgebliebenen nun doch gelegentlich seinen frühen Nachmittag mit dem ARD-Programm aus Niedersachsen.

Die Enten-Torschützen in Lüneburg waren Christian L. (1), Mena (3) und Samir (1).

Bewegte Bilder zur Reise gibt es hier zu sehen: Film ab

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