Ente Bagdad ./. Ultras Mainz 05 2:2
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Heiß umkämpfter Fußballnachmittag in der Enten-Arena
(Mainz – eig. Bericht) Die Spiele der Enten gegen die Ultras des 1. FSV Mainz 05 sind immer eine Wundertüte. Am 14.11.2015 verloren wir haushoch mit 1:9, konnten beim nächsten Heimspiel am 28.4.2018 allerdings wieder mit 3:2 dominieren. Das erste Spiel stand seinerzeit ganz im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in Paris vom Vortag, in der zweiten Begegnung setzten beide Mannschaften ein Zeichen gegen Antisemitismus. An diesem Samstag konnten sich die befreundeten Mannschaften bei herrlichem Spätsommerwetter glücklicherweise ganz auf den Fußball und den Spaß am Sport konzentrieren.
Der souveräne Referee Wurzel pfiff das Spiel pünktlich um 16.30 Uhr an. Enten und Ultras, beide wie immer mit kurzfristig zusammengewürfelten Mannschaften angetreten, begannen den Kick nur mit kurzem Abtasten. Die Gastmannschaft erwischte den besseren Start und legte nach wenigen Minuten fulminant los.
Während sich das Ententeam, akribisch zusammengestellt vom Enten-Coach Ronald höchstpersönlich, noch auf dem Platz orientieren musste und die eigentlich nicht sonderlich komplizierte, jedoch anspruchsvolle 4-2-3-1 Formation umzusetzen versuchte, stand es nach neun Minuten bereits 1:0 für die Gäste. Immer noch im Orientierungsmodus fingen sich die Enten in der 18. Minute bereits das 2:0 ein.
Am Spielfeldrand begann schon die Kopfrechenarbeit: Wenn wir weiterhin alle neun Minuten ein Tor kassieren, macht das am Ende wie viele?
Glücklicherweise stabilisierte sich das Spiel der Heimmannschaft nach dem zweiten Gegentreffer schnell und man erspielte sich die eine oder andere Möglichkeit. Der Kasten der Ultras schien für die Enten an diesem Tag allerdings wie vernagelt: Es wollte einfach kein Tor fallen, trotz mehrerer, teils auch hundertprozentiger Chancen. Immer war ein Verteidigerbein oder eine Torwarthand dazwischen, oder es fehlte dem Schützen an der notwendigen Ruhe und er schoss überhastet und ungenau oder spielte nicht rechtzeitig zum besser postierten Mitspieler ab.
Der Halbzeitpfiff nach 45 Minuten war dann so etwas wie eine Erlösung für das Federvieh. Der Coach nahm sich die Mannschaft in der Pause noch einmal zur Entenbrust (der musste sein!), wechselte mit den spritzigen Offensivkräften Shahram und Saleh intelligent ein, und die unglücklichen Schützen der ersten Halbzeit gingen selbstkritisch mit sich ins Gericht.
Vom Wiederanpfiff an zeigten diese Dinge Wirkung. Es war fortan mehr Zug zum gegnerischen Tor zu verspüren, das Gegenpressing, in der ersten Halbzeit quasi inexistent, funktionierte plötzlich besser. Kurz: Die Ente waren am Drücker.
Die Ultra-Abwehr hatte alle Füße und der Torwart alle Hände voll zu tun. Angriff auf Angriff rollte auf das Gästetor zu, von wenigen Entlastungsangriffen unterbrochen. Als der Ultras-Torwart dann sich nicht anders zu helfen wusste als dem heranlaufenden Stürmer mit gestrecktem Bein in die Parade zu fahren, blieb Schiri Wurzel nur der Pfiff zum Elfmeter. „Auch wenn glücklicherweise nichts passiert ist, wenn der Torwart so dem Gegner entgegenspringt, nimmt er dessen Verletzung in Kauf, und das ist Foul. Und im Sechzehner ist das nun mal ein Elfer“, erklärte er nach dem Spiel. „Das habe ich dem Torwart genau so erklärt und er hat es eingesehen.“
Saleh und Shahram sprachen sich kurz ab, letzterer legte die Kugel auf den Punkt und verwandelte. Allerdings mit einer gehörigen Portion Dusel, weil der Torwart die Ecke geahnt hatte, der Schuss nicht sonderlich platziert und hart war, der Ball aber trotzdem durch die Handschuhe des Keepers und unter seinem Körper durchrutschte. Egal: 2:1!
Shahram fischte den Ball schnell aus dem Netz, er hatte es jetzt eilig, waren doch nur noch gut 20 Minuten zu spielen. Diese nutzten die Enten fleißig, um sich immer wieder neue Chancen zu kreieren. Aus einer – und aus dem Gewühl im Sechzehner der Ultras heraus – schoss Mokka dann doch noch sein Tor und es stand plötzlich Unentschieden 2:2.
Die kräftezehrende Partie war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon beiden Mannschaften anzusehen. Das Spiel zog sich immer mehr in die Länge, d.h. die vorderen respektive hinteren Reihen bewegten sich kaum noch vertikal, sodass im Mittelfeld eine immer größere Lücke entstand. Diese nutzten die Gäste immer wieder, um über einen klug gespielten Pass auf einen einsamen Spieler in Höhe der Mittellinie schnell in der Hälfte der Enten einzudringen. Dort stand (!) dann aber die massive Entendefensive mit mindestens einem Sechser, sodass nichts mehr wirklich anbrennen konnte.
Einen Fernschuss aus etwa 20 Metern auf das Entengehäuse ließ man aber dennoch zu, wohl um Uli im Tor die Gelegenheit zu geben, sich auszuzeichnen. Mit einer „Gerry Ehrmann-Gedächtnis-Flugeinlage” in die linke Ecke parierte er den Ball glänzend – was die Galerie mit tosendem Applaus belohnte. Ein paar mehr oder weniger turbulente Angriffe auf beiden Seiten später pfiff Schiri Wurzel das Spiel ab und es konnte endlich in die dritte Halbzeit gehen.
Plötzlich waren wieder alle munter, schnatterten durcheinander, kommunizierten heftig und ließen auch das Spiel noch einmal Paroli laufen. Sicher lag das an den gerstenhaltigen Elektrolytgetränken, die der Enten-Coach bereit gestellt hatte. Einig war man sich auf beiden Seiten, dass es ein schönes und faires Spiel mit einem für beide Seiten akzeptablen Ergebnis war. So dauerte die dritte fast so lange wie die Halbzeiten davor, was auch ein Qualitätsbeweis ist.
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