»Ente Bagdad« spielt weltweit

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Artikel aus dem Grenzecho im belgischen Eupen

Lange bevor dem FC Ente Bagdad die belgische Landente Edgar zulief veröffentlichten seine Landsleute im deutsch-belgischen Grenzgebiet bereits einen dpa-Artikel über unseren Mini-Furz-Hobby-Fußballclub. Hier ist der Text. Das Original findet man hier.

Hobbyfußballer sorgen für Schlagzeilen
»Ente Bagdad« spielt weltweit

(Von Arda Cankara, dpa) – Es ist 1972, im Endspiel der Europameisterschaft gewinnt Deutschland gegen die Sowjetunion. Beseelt vom landesweiten Siegesrausch und den Fußball-Künsten von Sepp Maier, Günter Netzer und Franz Beckenbauer beschließen vier Abiturienten des Mainzer Gutenberg-Gymnasiums, 1973 ihre eigene Hobbymannschaft zu gründen. Möglichst international sollte sie sein, und ihr Name ebenso.

Barfuß Bethlehem, Schildkröte Damaskus, Yeti Kathmandu und Ente Bagdad stehen zur Auswahl. Die Gründer Ronald Uhlich, Werner Pilsner, Uwe Carstensen und Roland Metzger entscheiden sich für letzteren, weil die irakische Hauptstadt für sie der Inbegriff von Exotik und Märchen aus Tausendundeiner Nacht war. »Damals hatte fast jeder Verein einen verrückten Namen mit einem Tier, Alligator Weisenau zum Beispiel. Wir wollten auch ein Tier. Mit der Watschelente haben wir uns selbst ein wenig auf die Schippe genommen«, scherzt Uhlich.

Mit der Zahl der Mitglieder wächst der Wunsch nach einem echten Gegner. Erste Wahl der »Enten«, wie die Mitglieder sich selbst nennen, wäre Bagdad gewesen. Der Club schickt eine Anfrage an den Deutschen Fußball-Bund (DFB), um die Adresse des irakischen Verbandes herauszufinden. Dem Anschreiben fehlt aber ein frankierter Rückumschlag - bis heute kam keine Antwort. »Danach sind wir leider nicht mehr drangeblieben«, sagt Uhlich, »und heute geht es nicht mehr.«

Der erste Widersacher kommt nicht aus Bagdad, sondern aus Mainz und heißt FC Vincenz. Die Trikots sehen bei diesem ersten Spiel noch ein wenig anders aus als heute: Weiß mit einem aufgebügelten Entenmotiv in Gelb und dem Vereinsnamen. Die Enten gehen zwar mit einer 1:5-Niederlage vom Platz - ihre Leidenschaft am Fußball haben sie danach aber nicht verloren. »Unsere Mitglieder sind ganz unterschiedlich gut. Das macht aber nichts, am wichtigsten ist der Spaß am Spiel«, erklärt Uhlich. Deswegen könne jeder Mitglied werden. Mittlerweile seien sogar schon die Söhne einiger Spieler mit im Team.

Jeden Samstag trifft sich die Mannschaft in der »Entenarena« in Bretzenheim zum Training. 36 Jahre nach seiner Gründung ist der FC Ente Bagdad so bunt und international wie ursprünglich geplant. Mit dabei sind 54 Hobby-Kicker aus ganz Europa, Afrika und Südamerika und tragen - passend zum Vereinsnamen - Trikots mit arabischem Schriftzug. »Wir haben sogar einen Spieler aus Nordfriesland«, scherzt Uhlich. »Asiaten und Nordamerikaner fehlen noch, leider.«

Das multikulturelle Team tritt vor allem gegen andere Vereine aus dem Rhein-Main-Gebiet an. Dank der internationalen Mannschaft sind die Enten aber auch schon weit herumgekommen. Unter anderem gegen die Mannschaft des Europarats in Straßburg, die Deutsche Botschaft in Rom und gegen Vereine in Marokko und Syrien hat man schon gespielt. »Jedes Mitglied hat einen anderen Hintergrund und Kontakte. Sie organisieren die Spiele mit Vereinen im Ausland«, erklärt Uhlich.

Im kommenden Jahr ist eine Reise nach Jordanien geplant. »Wir machen aus solchen Fahrten immer einen Kultururlaub und reisen durchs ganze Land. Man will ja schließlich auch was sehen.« Der Traum von einem Spiel in Bagdad existiert nach wie vor. »Vielleicht in ein paar Jahren. Ob ich das noch als Spieler erlebe, ist unwahrscheinlich. Vielleicht schafft es die nächste Enten-Generation«, hofft Uhlich.

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