Die Stille schreit

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Filmvorführung im Mainzer Haus am Dom

(Mainz – Elmar R.) Im Rahmen der Mainzer Erinnerungswochen wurde am 24. Januar 2020 vom FC Ente Bagdad in Kooperation mit der Akademie des Bistums, Erbacher Hof, im Haus am Dom der Film „Die Stille schreit“ gezeigt.

Einleitend erläuterte die „Ur-Ente“ Dr. Elmar Rettinger, wie wichtig es ist, dass Fußballer und Funktionäre an die damaligen Ereignisse erinnern, und dass sie sich heute angesichts von wachsendem Hass und Hetze im Alltag und in den Stadien gegen jede Form von Diskriminierung zur Wehr zu setzen.

Der 2019 von Josef Pröll unter Mitwirkung von Miriam Friedmann gedrehte Film zeigte am Beispiel von zwei jüdischen Unternehmerfamilien in Augsburg, wie die Nazis in den 1930er und 1940er Jahren auf eine perfide, bürokratische Weise die Juden aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben der Stadt verdrängten, ihren Besitz einzogen und sie schließlich deportierten und in den Vernichtungslagern umbrachten. Die Stille im Raum am Ende des Films machte deutlich, wie betroffen das damalige Geschehen heute noch macht.

Das anschließende Podiumsgespräch wurde vom Leiter der Redaktion für Zeitgeschichte beim ZDF, Stefan Brauburger, umsichtig und gut informiert moderiert. Josef Pröll berichtete über die Schwierigkeiten der Materialbeschaffung, aber auch über die emotionalen Probleme der Filmarbeit, angesichts der Tatsache, dass er infolge der Recherchen Miriam Friedmann mitteilen musste, dass ihre Eltern im KZ Auschwitz umgebracht worden waren. Josef Prölls Eltern waren selbst politisch Verfolgte und zeitweise in KZs eingesperrt. Es war zu spüren, wie er auch heute noch fassungslos ist, wie so etwas passieren konnte.

Die junge Mainzer Historikerin Julia Kreuzburg, die sich selbst mit dem Thema wissenschaftlich beschäftigt hat, machte deutlich, dass auch in Mainz dasselbe passierte. Über 70 jüdische Geschäfte wurden damals in der Stadt „arisiert“. Sie erläuterte darüber hinaus, wie mühevoll und langwierig es angesichts der Quellenlage ist – viele Unterlagen sind vernichtet worden –, sich intensiver mit dem „legalisierten Raub“ (Kreuzburg) zu beschäftigen. Sicher ist, dass sich damals viele Zeitgenossen aus der Mitte der Gesellschaft gleichsam als „Trittbrettfahrer“ an den jüdischen Vermögen bereicherten.

Der Abend endete im Hinblick auf aktuelle Ereignisse mit einem Appell von Josef Pröll an die Anwesenden: „Wehrt Euch gegen rechtsradikale Tendenzen und Diskriminierung! Jetzt ist noch Gelegenheit dazu.“ Aus der Hand von Ronald Uhlich erhielten die Podiumsteilnehmer als Dank die obligatorischen Enten.

Weitere Informationen: https://www.diestilleschreit.de/

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