Auftaktveranstaltung „Mainzer Erinnerungswochen 2022“

(Kommentare: 0)

„Haus am Dom“ in Mainz ausverkauft

(Mainz – eig. Bericht) „Das Leben war jetzt draußen, und ich war dort drinnen.“ – so lautet das Thema der Ausstellung, die über Zwangssterilisation und Ermordung im Rahmen der NS-Euthanasie und ihre Opfer in Mainz und Rheinhessen berichtet und aufklärt.

Im Rahmen der „Mainzer Erinnerungswochen 2022“, die bereits zum fünften Mal stattfinden, erinnert der FC Ente Bagdad dieses Jahr zusammen mit seinen Kooperationspartnern an die zahlreichen Opfer des Nationalsozialismus, die als nicht lebenswert betrachtet und im Zuge des Euthanasieprogramms ermordet worden waren. Die Ausstellung widmet sich der allgemeinen Geschichte der NS-Euthanasie, zeigt aber auch die regionalgeschichtliche Dimension auf. Sie möchte die Schicksale der Menschen dieser Opfergruppe dem Vergessen entreißen und ihnen einen Namen geben.

Renate Rosenau, die bereits seit den 1990er-Jahren zu diesem Thema forscht, führte im zum Akademie- und Tagungszentrum „Erbacher Hof“ des Bistums Mainz gehörenden „Haus am Dom“ in einem bewegenden und betroffen machenden Vortrag in das komplexe Thema der NS-Euthanasie ein, wobei sie exemplarische Biografien mit einband.

Wäre der Eintritt zu dieser Auftaktveranstaltung im Mainzer Haus am Dom nicht kostenlos gewesen, könnte man von einem ausverkauften Haus sprechen, so groß war das Interesse an der Ausstellungseröffnung und dem Vortrag Renate Rosenaus.

Stille im Saal, als sie über die menschenverachtende Bürokratie der Ermordungen sprach. Ungläubigkeit und Betroffenheit in den Augen der knapp 60 interessierten Bürgerinnen und Bürger, die sich trotz Pandemie, 2G+-Regelungen und Maskenpflicht eingefunden hatten, als Frau Rosenau über die völlig empathiefreien Verhaftungen berichtete. Atemloses Verharren im Plenum ob der wissentlichen Gesetzesbrüche der Entscheider sowie der zahlreichen Abbildungen ärztlicher „Beurteilungen“ und sogenannter Sippenkarten.

Hätte es noch einer Steigerung bedurft, wäre die Perfidie der absichtlich gefälschten Patientenunterlagen mit verspäteten Todeszeiten und und falschen -orten sicher auf einem der vordersten Plätze zu finden gewesen. Waren jene doch allein deshalb umdatiert worden, um durch die durch sie bescheinigte längere Pflegezeit die Kosten für die Tötung dieser Menschen zu finanzieren.

All das machte sprachlos. Unverständnis, Trauer, vielleicht auch Wut waren im Saal deutlich zu spüren.

In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde wurden noch viele Aspekte angesprochen, Renate Rosenau beantwortete und erklärte enzyklopädisch, fasste zusammen und stellte klar. Der Abend hätte noch Stunden dauern können, aber die Gäste studierten dann irgendwann doch die 13 Roll-Ups der Ausstellung, die an der Fensterfront des Saales aufgestellt waren.

Für all jene, die bei dieser Veranstaltung nicht dabei sein konnten, wird die Ausstellung im Haus des Erinnerns – Für Demokratie und Akzeptanz vom 24. Januar bis zum 4. Februar täglich zwischen 10 und 16 Uhr zu sehen sein. Wegen kurzfristiger krankheitsbedingter personeller Ausfälle ist eine Anmeldung per E-Mail an info@haus-des-erinnerns-mainz.de angeraten.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 2 und 1?